Ein echtes Highlight in der Advents- und Weihnachtszeit ist der Besuch in unserer Stadtkirche St. Sebastian. Dort ist seit über 40 Jahren wieder die komplette Künstlerkrippe des Limburger Bildhauers Uli Eulberg zu sehen, die seinerzeit in den 1980er Jahren für die Dompfarrei angeschafft wurde.
Ein spannendes Projekt, das mit dem Küsterteam an der Stadtkirche und am Dom realisiert werden konnte und bereits seit Mitte dieses Jahres läuft, ist das Auffinden und Installieren der kompletten Krippe von Uli Eulberg.
In der Vergangenheit konnten beim Krippenbau nur die Kulisse mit Stall und wenige Figuren des Künstlers gezeigt werden, die Hauptakteure jedoch fehlten und wurden durch historische Figuren ersetzt. Pikant: Die Krippe wurde seinerzeit nur wenige Male originalgetreu gezeigt. Es wird vermutet, dass die Darstellung manchen „zu modern“ war. So entstand mit den Jahren ein bunter Mix aus Alt und Neu.
Doch nun sollte es anders sein. Man entschied sich bei den Vorausplanungen für Weihnachten, endlich wieder die gesamte Künstlerkrippe zu zeigen, allerdings wusste niemand, wo die vermissten Teile zu finden sind.
Ein aufwändiges Suchen startete, ähnlich der Nadel im Heuhaufen. Die Küster durchforschten an mehreren Tagen Lager und Dachböden, viele Ecken, unzählige Kisten und Verpackungen, aber Maria, Josef, der Hirte und das Christkind blieben verschwunden.
Fast etwas entmutigt kam dann die zündende Idee, hier professionelle Hilfe einzubeziehen. Ein leidenschaftlicher Kriminalist a.D., der am Limburger Dom mitarbeitet und dort viele Dienste übernimmt, wurde eingeschaltet. Der ehemalige Kommissar war sofort einverstanden und begab sich auf die „Spurensuche“. Nach nur wenigen Tagen der „Ermittlungen“ dann die überraschende Nachricht: „Der Fall ist aufgeklärt!“
Mit Unterstützung des Heiligen Antonius - wie der Kommissar a.D. ausdrücklich betonte! - übermittelte er dem Küsterteam eine Stelle, wo, nach seiner Einschätzung, nicht intensiv genug hingeschaut wurde.
Und tatsächlich: Auf der Orgelempore der Stadtkirche, die zuvor zweimal vergeblich durchsucht wurde, hielt sich unverpackt die Heilige Familie in der äußersten Bauchwandung eines dort befindlichen Barockaltars auf! Der „Wow-Effekt“ war riesengroß und die beteiligten „Fahnder“ überglücklich: alle Krippenfiguren unversehrt und nun komplett!
Der Limburger Bildhauer hat hier ein außergewöhnliches Werk geschaffen, das in seiner einzigartigen künstlerischen Formen- und Bildsprache die Heilige Familie sehr charismatisch, geradezu spielerisch leicht abbildet.
Eulberg lässt seine Protagonisten in eine Art visuellem Dialog mit dem Betrachter treten, denn die Akteure im Stall schauen uns in der Neuinszenierung 2023, die der Künstler bei einem Ortstermin persönlich mitgestaltet hat, ganz unmittelbar und direkt an, sodass man das heilige Geschehen so verstehen mag, als wollten Maria, Josef und die Hirten uns ihr Staunen, ja, vielleicht auch ihr Fragen offenbaren, denn alles, was sie selbst in diesem Augenblick der Zeitgeschichte erleben und in seiner Fülle noch gar nicht begreifen können, ist reale Wirklichkeit geworden: Die Geburt des Gotteskindes und Christkönigs in einem Stall.
Maria deutet dabei mit der einen Hand auf ein Lamm; mit der anderen zeigt sie zugleich auf ihr Kind. Vieldeutig ist übrigens auch der Esel, der sich dem Geschehen bockig und uninteressiert entzieht, und der Hirtenjunge, der offenherzig, ein bisschen stolz sogar schaut, wie bei einem wichtigen Fototermin.
Dabei scheint der Ort, der weder bequem noch komfortabel ist, eher unwichtig: der Stall bleibt, was er immer war: Stall, und wird erst durch Christus und die Bewohner zur edlen Geburtsstätte und Herberge.
Eulberg beschränkt sich bei seiner Interpretation der gestalterischen Erzählung auf eine ihm eigene schlichte Formensprache, die sich in einem spannenden, unvollkommenen Umfeld abspielt. Das Geheimnis seiner Krippe ist sicherlich, dass sie weder pathetisch noch prahlerisch daherkommt und mehr in seiner beschwinglichen Leichtigkeit bleibt.
Neu ist übrigens der Standort des Aufbaus, den das kreative Team um Uli Eulberg zentral am Altar gewählt hat.
Ihnen viel Spaß beim Besuchen und Bestaunen dieser besonderen Krippe in unserer Stadtkirche!
Frank Kohl
Küster in St. Sebastian